42. Herbsttagung des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg und des Museums Wustrow in Zusammenarbeit mit dem Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg

4./5. Oktober 2014

Kriminalität und Kapitalverbrechen im Wendland

Die 42. Herbsttagung des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HALD) wird in Zusammenarbeit mit dem Museum Wustrow und dem Institut für Rechtsmedizin (IfR) am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Hamburg, durchgeführt. Wir nehmen das Erscheinen des voluminösen 6. Bandes der Wustrower Museumsschriften zum Anlass, 10 Jahre nach der Ausstellungsreihe des Museumsverbundes Lüchow-Dannenberg „… mitten wir im Leben …“ und der ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Museum Wustrow durchgeführten Herbsttagung 2004 „Tod im Wendland“ (so auch seinerzeit der Titel der dortigen Ausstellung und der jetzigen Publikation) erneut dieses Themenfeld aufzugreifen. Dieses Mal allerdings nicht, um Erscheinungsweisen der Sepulkralkultur und des Totengedenkens im Wendland nachzugehen, sondern um ein düsteres Kapitel des Buches, nämlich Kapitalverbrechen, und Methoden ihrer Aufklärung, näher zu beleuchten.

Es mag überraschen, dieses Thema als Gegenstand einer heimatkundlichen Tagung anzubieten. Wer sich allerdings intensiver mit der Geschichte beschäftigt, der weiß, dass Verbrechen und Strafe nicht nur in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichtswissenschaft durchaus häufig behandelt wurden. Das liegt weniger an den aus heutiger Perspektive oft grausamen Formen der Bestrafung, sondern im Wesentlichen daran, dass Rechtsaufzeichnungen sowie Gerichts- und Prozessakten sozial- und kulturgeschichtlich äußerst aufschlussreiche Einblicke in die Lebensverhältnisse und das Verhalten von Personengruppen und Schichten ermöglichen, die sonst kaum in den Quellen erscheinen. Überraschend am Thema unserer Tagung mag indes sein, dass wir uns nicht mit der fernen Vergangenheit, sondern in erster Linie mit Ereignissen der Gegenwart befassen wollen.

Es ist ein Anliegen des HALD nicht nur das vertraute Spektrum heimatkundlicher und regionalgeschichtlicher Themen aus Archäologie, Siedlungsgeschichte und vormoderner Geschichte zu behandeln, sondern das Blickfeld um zeit-, kultur- und gendergeschichtliche Fragestellungen zu erweitern. Wir hoffen, mit der diesjährigen Tagung das Interesse für die Kriminalitätsgeschichte des Wendlandes zu wecken, das sich selbstverständlich nicht nur auf Kapitalverbrechen beschränken soll, sondern alle Formen kriminellen Verhaltens zu untersuchen hätte.

Das Anliegen der Vorträge am Sonnabend besteht darin, das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure und Institutionen bei der Aufklärung von Kapitalverbrechen darzustellen, wobei das Augenmerk einerseits auf die neuen naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden, andererseits auch auf die psychologische Dimension der Deutung von Fallmustern (Operative Fallanalyse) gerichtet werden soll. Zudem werden unkonventionelle Herangehensweisen, die wesentlich durch das Internet möglich geworden sind, einbezogen.

Außerdem wird die „Aufklärung“ eines historischen Kriminalfalls aus dem 17. Jh. dargestellt und das Wirken der Rechtsmedizin in der Anthropologie und Archäologie – was für Historiker interessant und neu sein mag – erläutert.

Der zweite Nachmittagsblock nach der Kaffeepause befasst sich weiter mit der Tötungskriminalität im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Der Vortrag von Detlef Ziech zu den Göhrde-Fällen 1989 dient auch der Vorbereitung der Exkursion am Sonntag.

Außerhalb des Programms besteht die Möglichkeit, sich am Sonnabendabend im Wustrower Ratskeller ab 19 Uhr in offener Runde über Aspekte der Tagung auszutauschen.

Am Sonntag werden einige Tatorte der besprochenen Kriminalfälle im Rahmen einer Exkursion besucht. Hierbei stehen die Göhrde-Morde im Vordergrund.

Wir freuen uns auf eine abwechslungsreiche Tagung und spannende Diskussionen und hoffen auf gutes Wetter bei der Exkursion.

Wolfgang Jürries, Prof. Dr. Klaus Püschel, Dr. Rolf Meyer

Tagungsprogramm

Sonnabend, 4. Oktober 2014
10:00 Uhr  Wolfgang Jürries (HALD), Begrüßung
10:15 Uhr Dr. Rolf Meyer, Wustrow (Museum Wustrow), Das Projekt „Tod im Wendland“
11:00 Uhr  Kaffeepause
11:15 Uhr Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor, Institut für Rechtsmedizin, Hamburg, „Rechtsmedizin im Wendland“, anschl. Diskussion
12:30 Uhr  Mittagspause

Nachmittag (I): Rechtsmedizinische Arbeitsmethoden bei Todesermittlungen und die Suche nach dem Täter
14:00 Uhr Dr. Axel Gehl, Medizinaldirektor, IfR, Hamburg, „Blutspuren-Analyse“
14:30 Uhr Dr. Eilin Jopp, IfR, Hamburg, „Forensische Anthropologie und Archäologie“
15:00 Uhr  Jens Vullgraf, EKHK, LKA SchleswigHolstein, „Operative Fallanalyse / ‚Profiling‘, die kriminalpolizeiliche Praxis“, anschl. Diskussion
15:30 Uhr  Kaffeepause

Nachmittag (II): Tötungskriminalität im Landkreis Lüchow-Dannenberg
16:00 Uhr Hellmuth Feilke, Regionalforscher, Wolfsheim, „Das Käseordal von Püggen [1638]“
16:30 Uhr  Helmut Montag, KHK, Lüchow, „Der Fall N.“, Penkefitz, 1960er Jahre
17:00 Uhr Detlef Ziech, KHK, Kripo Lüneburg,  „Die Göhrde-Morde – 25 Jahre und (k)ein Ende?“
17:30 Uhr  Dipl.-Kfm. Jens Fuhrmann, MBA, Lüneburg,  „Internetforen am Beispiel der Göhrde-Morde“, anschl. Diskussion


Sonntag, 5. Oktober (Exkursionstag)

Orte des Geschehens

09:00 Uhr  Kieskuhle Güstritz – Der Fall Johanna Köhler [1950], Erläuterung Rolf Meyer Treffpunkt: Abzweig Straße Richtung  Satemin (bei Lüchow), Landesstraße Lüchow-Clenze

11:00 Uhr  Die Göhrde-Morde 1989, Erläuterungen durch Vertreter der Rechtsmedizin, der Kriminalpolizei u.a.
Treffpunkt: Revierförsterei Röthen (am Ortsanfang Oldendorf/Göhrde links abbiegen, ca. 2 km Richtung Himbergen)

ca. 12:30 Uhr Mittags-Imbiss, Kenners LandLust, Dübbekold/Göhrde

anschl. ca. 14:00 Uhr Fall-Analysen: Täter, Tatort, Thesen – ein Meinungsaustausch über die ungelösten Fragen der Göhrde-Fälle mit Impuls-Statements der verschiedenen Fachvertreter. Beabsichtigt ist ein Meinungsaustausch mit den Exkursionsteilnehmern, der von Jens Feuerriegel, Redakteur, Elbe-Jeetzel-Zeitung, moderiert wird.

15:00 Uhr Kaffeetrinken und Abschlussbesprechung im Naturum Göhrde, Waldmuseum


Hinweise zum Tagungsablauf:
Der Tagungsbeitrag beträgt 10,00 € und beinhaltet den Kaffee bzw. Tee zur Kaffeepause am Sonnabend-Vormittag. Die Kosten für die Mittagsimbisse an beiden Tagen und für Kaffee und Kuchen an beiden Nachmittagen müssen individuell beglichen werden.

Für die Exkursion am Sonntag sollten Fahrgemeinschaften gebildet werden. Die Ortsbegehung erfordert die Bereitschaft zu einem Fußmarsch. Derbes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind notwendig. Die Teilnehmerzahl für die Exkursion am Sonntag ist begrenzt (Datum der Anmeldung entscheidet). Aufgrund der örtlichen und organisatorischen Gegebenheiten ist eine unangemeldete, spontane Teilnahme nicht möglich.

Tagungsort:
Gemeinschaftshaus Wustrow, Fehlstraße 35 (Zufahrt durch das Fachwerktor)
Ausrichter: Museumsverein Wustrow e.V.

Anmeldung:
Eine Anmeldung zur Tagung ist zwingend erforderlich. Bitte melden Sie sich postalisch oder per Email bis zum
Mo., 29. September 2014 an:

HALD, Wolfgang Jürries, Im Anger 6, 29439 Lüchow,
Tel.: 05841-6396 (auch AB),
Email: wolfgangjuerries@gmx.de

Dr. Rolf Meyer, Blumenthalstraße 3, 29462 Wustrow,
Tel.: 05843-429 (auch AB), Fax: 05843-9994;
Email: rha.meyer@t-online.de


Herbsttagung 2014 Flyer