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45. Herbsttagung am 23./24. September 2017

45. Herbsttagung des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg (HALD) und des Dannenberger Arbeitskreises für Landeskunde und Heimatpflege (DALAH) in Zusammenarbeit mit der HTW Berlin, Studiengang Konservierung und Restaurierung /Grabungstechnik

23./24. September 2017

Von der Altsteinzeit ins 21. Jahrhundert – Archäologische Forschungen im Wendland und angrenzenden Gebieten

Tagungsort: Archäologisches Zentrum Hitzacker (Elbe), Elbuferstraße 2-4, 29456 Hitzacker (Elbe)

Das Hannoversche Wendland ist reich an Funden fast aller archäologischen Epochen. Die ältesten menschlichen Spuren stammen vom Homo erectus aus der vorletzten Eiszeit. Die in den Kiesgruben im Öring entdeckten Werkzeuge des Neandertalers sind so bedeutsam, dass diese Zeitstufe auch als Öring-Paläolithikum bezeichnet wird. Von ebenso hoher wissenschaftlicher Relevanz ist der fast 14 000 Jahre alte Bernsteinelch von Weitsche, der als das früheste Kunstwerk aus der Periode des Klimaumbruchs am Ende der letzten Eiszeit auf Niedersachsens Boden und als die älteste Bernsteinfigur aus dem nördlichen Mitteleuropa überhaupt gilt.

Von besonderer Bedeutung sind die in den 1980er Jahren ergrabenen Siedlungsreste südlich von Hitzacker, die zur Gründung des ersten deutschen Freilichtmuseums der Bronzezeit führten – dem AZH und diesjährigen Tagungsort 2017 – und die zu Vergleichen mit der jüngst aufgefundenen jungbronzezeitlichen Siedlung bei Alt Wendischthun anregen. Vergleichbar bedeutsam sind auch die zwischen 1928 und 1944 entdeckten germanischen Fürstengräber von Marwedel, zu denen in einer 10jährigen Grabungskampagne die dazugehörige Siedlung der römischen Kaiserzeit aufgefunden und untersucht wurde. Ein weiterer Fundplatz der älteren römischen Kaiserzeit wird aktuell bei Breselenz untersucht.

Nicht nachlassendes Interesse findet die slawische Epoche im Wendland. Das von 2005 bis 2009 laufende Forschungsprojekt der Universität Göttingen zur slawisch geprägten Epoche im unteren Mittelelbegebiet brachte bedeutende neue Erkenntnisse zur Geschichte der „Slawen an der Elbe“, endete aber zeitlich leider vor der Mitte des 12. Jahrhunderts und ließ zudem das Kerngebiet der slawischen Siedlung im Wendland aus. Deshalb ist die Frage des Übergangs von der slawischen zur deutsch geprägten Herrschaft im Wendland und vor allem das immer noch kontrovers diskutierte Thema der Entstehung und Entwicklung der Rundlingsdörfer nach wie vor ein Forschungsdesiderat. Aktuell finden keine neuen archäologischen Grabungen im Wendland zu diesem Themenbereich statt, Forschungen an Siedlungen im südlichen Mecklenburg und in der Altmark lassen aber interessante Vergleiche zu den Thesen über die Rundlingsentstehung im Wendland zu.

Die Frage, was mit dem archäologischen Wissen geschieht und wie die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung auch in die Regionen vermittelt werden können in denen sie gewonnen werden, wird im Allgemeinen viel zu wenig erörtert. Die archäologischen Relikte sind ein Teil der Kulturlandschaft einer Region und drücken ihr ihren Stempel (Branding) ebenso auf wie die physischen Elemente einer Landschaft und die Formen ihrer vergangenen und gegenwärtigen Nutzung.

Auch die Exkursion am Sonntag stellt sich diesen Fragen. Das Forschungsvorhaben „Gorleben/Bohrstelle 1004“ untersucht einen Konfliktort, an dem 1980 ein Protestcamp errichtet wurde, um die Errichtung eines Bergwerkes zur Erkundung des Salzstocks Gorleben zu verhindern. Die „Republik Freies Wendland“ wurde ein Referenzpunkt der grün-alternativen Bewegung und ist Teil der Erinnerungskultur geworden. Das archäologische Eingreifen möchte die Rolle der Archäologie in der modernen Gesellschaft reflektieren und den Ereignisort als mögliches kulturelles Erbe diskutieren. Abschließend soll die aus der Elbtalaue herausragende Geestinsel Höhbeck besucht werden. Sie ist ein Ort von außerordentlicher natur- und kulturgeschichtlicher Bedeutung. Das Projekt „Zeitfenster“ versteht sich als Maßnahme zur Inwertsetzung des kulturellen Erbes und will dieses für Gäste wie Einheimische erlebbar machen. Wir freuen uns auf eine anregende und inhaltsreiche Tagung!

Rolf Schulze
Dr. Alexandra Jeberien
Wolfgang Jürries


Tagungsprogramm


Samstag, 23. September 2017

09:15  Begrüßung durch die Veranstalter

09:30  Dr. Stephan Veil, Nds. Landesmuseum Hannover: Alt- bis mittelsteinzeitliche Besiedelung der Elbtalniederungen im Wendland – Forschungen der vergangenen 30 Jahre

10:00  Jan Joost Assendorp, ehem. Nds. Landesamt für Denkmalpflege, Regionalteam Lüneburg: Bemerkungen zur bronzezeitlichen Besiedelung an der Elbe

10:30  Dr. Mario Pahlow, Nds. Landesamt für Denkmalpflege, Regionalteam Lüneburg: Die Suche nach jastorfzeitlichen Siedlungsplätzen im Wendland

11:00  Kaffeepause

11:30  Prof. Dr. Hans-Jörg Karlsen, Universität Rostock: Die „Fürsten“ von Marwedel an der Niederelbe – Einblicke in die Lebenswelt germanischer Eliten in der römischen Kaiserzeit

12:00  Jan Bock, ArchON Bock + Höppner GbR, Buchholz i.d.N.: Breselenz FStNr. 3 – Die Ausgrabung eines Siedlungsplatzes der älteren römischen Kaiserzeit

12:30  Mittagspause

14:00  Prof. Dr. Frank Nikulka/Rolf Schulze, M.A.,Universität Hamburg/Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern — Landesarchäologie: Von Lüneburg nach Karbow-Vietlübbe – Neue Feldforschungsergebnisse zu Siedlungen und Grabenwerken im südlichen Mecklenburg

14:30  Hartmut Bock/Dr. Jens Schneeweiß, Leiter des Vereins Junge Archäologen der Alt mark/Universität Göttingen: Das Rundlingsdorf Hohendolsleben, Altmarkkreis Salzwedel, und sein Vorgänger – Ein Grabungsprojekt des Vereins Junge Archäologen der Altmark

15:00  Rolf Schulze, M.A., Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern — Landesarchäologie: Archäologische Ausgrabungen auf der Festung Dömitz

15:30  Dr. Frank Andraschko, Universität Hamburg: Regiobranding und die EUROPÄISCHE LANGOBARDENSTRASSE: Archäologie als Werkzeug der Regionalentwicklung

16:00  Abschlussbesprechung und Kaffeepause

17:00  Ende der Tagung


Sonntag, 24. September 2017

Ab 10.00 (Treffpunkt)

Attila Dézsi, Universität Hamburg: Exkursion zur Grabung Gorleben/Bohrstelle 1004: Historische Archäologie an Orten des Protests – Ein Einblick in die laufenden Untersuchungen zur Erforschung der „Republik Freies Wendland“ und ihre Bedeutung für die Region

Stefan Reinsch, Höhbeck/Jan Joost Assendorp: Der Lehrpfad Zeitfenster Höhbeck und die ehemalige Wallanlage Schwedenschanze

Zum Abschluss ist ein Mittagsimbiss im Café Schwedenschanze möglich.

HINWEIS:
Für die Exkursion am Sonntag sollten Fahrgemeinschaften gebildet werden. Die Ortsbegehungen erfordern die Bereitschaft zu einem kürzeren Fußmarsch. Treffpunkt ist der Parkplatz in Trebel vor dem Restaurant Bauernstuben (Ortsmitte bei der Kirche an der B 493) um 10:00 Uhr.

Der Tagungsbeitrag beträgt 15,00 € (ermäßigt 7,50 €) und beinhaltet den Kaffee bzw. Tee zur Kaffeepause am Sonnabend-Vormittag. Die Kosten für die Mittagsverpflegung an beiden Tagen und für Kaffee und Kuchen am Sonnabend-Nachmittag müssen individuell beglichen werden.

Anmeldung:
Eine Anmeldung zur Tagung ist zwingend erforderlich. Bitte geben Sie an, ob Sie an beiden Tagen teilnehmen! Die gastronomische Versorgung findet vor Ort im AZH statt. Am Mittagessen und Kaffeetrinken können nur die angemeldeten Personen teilnehmen.

Melden Sie sich bitte telefonisch, postalisch oder per Email bis Mo., 18. September 2017 an bei:

HALD, Wolfgang Jürries, Im Anger 6, 29439 Lüchow, Tel.: 05841-6396 (auch AB), mail: wolfgangjuerries@gmx.de,

DALAH, Rolf Schulze, Hauptstraße 45, 29494 Trebel, Tel.: 0178/3800578, mail: rvschulze@web.de

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