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Rettet das Wendland!

Stellungnahme des HALD zur Erhaltung des Landkreises Lüchow-Dannenberg vom 31. Mai 2012

Die geplante Fusion des Landkreises Lüchow-Dannenberg mit einem oder beiden Nachbarkreisen ist kaum Chance, sondern eher Risiko. Sie verringert nicht nur die Identifikation der Bürger mit der reichhaltigen und lebendigen Kultur- und Geschichtslandschaft ihrer Heimat, dem Hannoverschen Wendland, sie wird überdies zur Gefahr, weil sie die Einrichtungen zur Daseinsvorsorge ebenso wie die ohnehin schon eingeschränkte Unterstützung der kulturellen Angebote weiter abbauen und die Infrastruktur ausdünnen wird.

Schiere Größe ist kein Allheilmittel, sondern schafft neue und komplexere Abhängigkeiten. Diese Einsicht gilt nicht nur im Wirtschafts- und Bankenbereich, sondern auch in der Verwaltungsorganisation. Heutzutage lösen Zentralisierungen keine Probleme mehr, sondern schaffen neue. Die Probleme der an den Rand ge[d]rückten Räume und Menschen werden in den Zentralen kaum wahrgenommen und noch weniger berücksichtigt. Dadurch sinkt die Bereitschaft vieler Bürger an der Gestaltung der Zukunft verantwortungsbewusst mitzuarbeiten, für einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen einzutreten und die über lange Zeiträume gewachsenen Lebensformen (Vereine, Dorfgemeinschaften, Traditionen) zu pflegen. 

Die Besonderheit des Landkreises Lüchow-Dannenberg und seiner Einwohner ist nicht etwa jungen Datums und allein auf die Gorleben-Problematik zurückzuführen, sondern historisch begründet. Seit der mittelalterlichen Inbesitznahme dieses Raumes durch slawische Siedler und deutsche Rittergeschlechter hat sich über Jahrhunderte ein an Sprache, Kultur und Dorfform erkennbares Eigenleben erhalten. Auch die Wirtschaftstätigkeit unterschied sich von den benachbarten Räumen. Es ist die Viel- und Andersartigkeit unserer Region, die es zu erhalten gilt. In dieser Einzigartigkeit liegt die Chance auch und gerade jetzt nach neuen Ufern zu streben.

Regionalforschung, regionale Bildung und Heimatpflege sind in der globalen Wissensgesellschaft wichtige weiche Standortfaktoren zur Stärkung einer Region. Sie helfen, die Region in der man lebt, kennen zu lernen, sie zu erhalten, zu fördern, zu gestalten und zu verändern, kurz: sich mit ihr zu identifizieren. Der Heimatkundliche Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg (HALD) als Zusammenschluss von 20 Vereinen, Museen, Archiven, Arbeitsgemeinschaften, Verbänden und Institutionen sowie Einzelpersonen versteht sich seit seiner Gründung 1969 als Hüter und Bewahrer des historischen Erbes der Region zwischen Elbe, Jeetzel und Drawehn. Dieses Wendland hat der HALD in seinen Tagungen, Vorträgen und Publikationen immer als Einheit gesehen, erforscht, vermittelt und vertreten. Die Schriftenreihe des HALD trägt den Titel „Hannoversches Wendland“ und selbstverständlich finden sich in ihr ebenso wie im vom HALD herausgegebenen Wendland Lexikon Beiträge zu jedem Ort und jedem Winkel zwischen Schnackenburg und Schnega.

Keine politische Situation ist alternativlos. Wer dies behauptet, will seine bestimmten Interessen durchsetzen. Auch die Zukunft des Landkreises Lüchow-Dannenberg ist offen.

Die Wendländerinnen und Wendländer wollen ihre Eigenständigkeit weiter leben und lieben. Sie werden sich gegen Gleichmacherei – und eine Fusion wäre das – und leere Versprechungen wenden, auch zum jetzigen Zeitpunkt, wo uns das Wasser bis zum Halse steht.

Der Vorstand: Wolfgang Jürries, Dr. Rolf Meyer, Ulli Stang, Marianne Spiegel,  Hellmuth Feilke, Jochen Vorreiter


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