Rettet das Wendland!

 

Elbe-Jeetzel-Zeitung v. 4.6.2012, S. 1

Die geplante Fusion des Landkreises Lüchow-Dannenberg mit einem oder beiden Nachbarkreisen ist kaum Chance, sondern eher Risiko. Sie verringert nicht nur die Identifikation der Bürger mit der reichhaltigen und lebendigen Kultur- und Geschichtslandschaft ihrer Heimat, dem Hannoverschen Wendland, sie wird überdies zur Gefahr, weil sie die Einrichtungen zur Daseinsvorsorge ebenso wie die ohnehin schon eingeschränkte Unterstützung der kulturellen Angebote weiter abbauen und die Infrastruktur ausdünnen wird.

Schiere Größe ist kein Allheilmittel, sondern schafft neue und komplexere Abhängigkeiten. Diese Einsicht gilt nicht nur im Wirtschafts- und Bankenbereich, sondern auch in der Verwaltungsorganisation. Heutzutage lösen Zentralisierungen keine Probleme mehr, sondern schaffen neue. Die Probleme der an den Rand ge[d]rückten Räume und Menschen werden in den Zentralen kaum wahrgenommen und noch weniger berücksichtigt. Dadurch sinkt die Bereitschaft vieler Bürger an der Gestaltung der Zukunft verantwortungsbewusst mitzuarbeiten, für einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen einzutreten und die über lange Zeiträume gewachsenen Lebensformen (Vereine, Dorfgemeinschaften, Traditionen) zu pflegen.

Die Besonderheit des Landkreises Lüchow-Dannenberg und seiner Einwohner ist nicht etwa jungen Datums und allein auf die Gorleben-Problematik zurückzuführen, sondern historisch begründet. Seit der mittelalterlichen Inbesitznahme dieses Raumes durch slawische Siedler und deutsche Rittergeschlechter hat sich über Jahrhunderte ein an Sprache, Kultur und Dorfform erkennbares Eigenleben erhalten. Auch die Wirtschaftstätigkeit unterschied sich von den benachbarten Räumen. Es ist die Viel- und Andersartigkeit unserer Region, die es zu erhalten gilt. In dieser Einzigartigkeit liegt die Chance auch und gerade jetzt nach neuen Ufern zu streben.

Regionalforschung, regionale Bildung und Heimatpflege sind in der globalen Wissensgesellschaft wichtige weiche Standortfaktoren zur Stärkung einer Region. Sie helfen, die Region in der man lebt, kennen zu lernen, sie zu erhalten, zu fördern, zu gestalten und zu verändern, kurz: sich mit ihr zu identifizieren. Der Heimatkundliche Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg (HALD) als Zusammenschluss von 20 Vereinen, Museen, Archiven, Arbeitsgemeinschaften, Verbänden und Institutionen sowie Einzelpersonen versteht sich seit seiner Gründung 1969 als Hüter und Bewahrer des historischen Erbes der Region zwischen Elbe, Jeetzel und Drawehn. Dieses Wendland hat der HALD in seinen Tagungen, Vorträgen und Publikationen immer als Einheit gesehen, erforscht, vermittelt und vertreten. Die Schriftenreihe des HALD trägt den Titel „Hannoversches Wendland“ und selbstverständlich finden sich in ihr ebenso wie im vom HALD herausgegebenen Wendland Lexikon Beiträge zu jedem Ort und jedem Winkel zwischen Schnackenburg und Schnega.

Keine politische Situation ist alternativlos. Wer dies behauptet, will seine bestimmten Interessen durchsetzen. Auch die Zukunft des Landkreises Lüchow-Dannenberg ist offen.

Die Wendländerinnen und Wendländer wollen ihre Eigenständigkeit weiter leben und lieben. Sie werden sich gegen Gleichmacherei – und eine Fusion wäre das – und leere Versprechungen wenden, auch zum jetzigen Zeitpunkt, wo uns das Wasser bis zum Halse steht.

Erklärung des HALD zur Erhaltung des Landkreises Lüchow-Dannenberg vom 31. Mai 2012.
Der Vorstand: Wolfgang Jürries, Dr. Rolf Meyer, Ulli Stang, Marianne Spiegel, Hellmuth Feilke, Jochen Vorreiter

Stellungnahme des HALD zum Erhalt des Landkreises Lüchow-Dannenberg v. 1. Juni 2012






HALD-Position zur rechten Leserbriefkampagne in der EJZ, der sich auch der Lüchower Stadtarchivar Dr. Kowalewski angeschlossen hatte

 

Elbe-Jeetzel-Zeitung v. 25.9.2008






Gartower Erklärung vom 12. November 2005 zur Archivsicherung, Heimatpflege und Regionalforschung im Hannoverschen Wendland

Regionalforschung, Heimatpflege und regionale Bildung sind in der globalen Wissensgesellschaft wichtige Faktoren zur Stärkung einer Region. Sie helfen, die Region in der man lebt, kennen zu lernen, sie zu erhalten, zu fördern und zu gestalten, kurz: sich mit ihr zu identifizieren.

Die kommenden Veränderungen in der kommunalen Struktur der Gebietskörperschaften des Landkreises Lüchow-Dannenberg sind Chance und Risiko zugleich. Sie sind eine Chance für die Region, wenn es gelingt die Identifikation der Menschen mit der reichhaltigen und lebendigen Kultur- und Geschichtslandschaft des Raumes zwischen Elbe und Drawehn zu erhöhen. Sie können zur Gefahr werden, wenn die intakte Infrastruktur der Archive und Museen zerschlagen wird und diese Anlaufstellen für die zahlreichen privaten Sammler, Heimatforscher und an der regionalen Geschichte und Kultur Interessierten nicht erhalten bleiben.

Die Teilnehmer der unter der Schirmherrschaft des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg in Gartow ausgetragenen Tagung "Geschichte bewahren - Archive, Funde und Sammler im Hannoverschen Wendland" äußerten in Anwesenheit des Archivdirektors a. D. des Hauptstaatsarchivs Hannover, Dr. Dieter Brosius, und des Leiters des Stadtarchivs Hannover, Dr. Karljosef Kreter, die Erwartung, dass diese Veränderung auf keinen Fall erneut - wie bei der Verwaltungs- und Gebietsreform der 1970er Jahre - zu erheblichen Verlusten der archivischen Überlieferung führen darf:

„Das gänzliche Fehlen von Gemeindearchiven und Samtgemeindearchiven (…) ist bedauerlich und ein Zeichen für die bekannte Strukturschwäche der kommunalen niedersächsischen Archivlandschaft. Auch das Wendland leidet darunter. Sie kann auch als Spätfolge der Verwaltungsreform in den 1970er Jahren gedeutet werden; damals wurden neue kommunale Einheiten mit Identitätsdefiziten gebildet, die bis heute nachwirken.“ (Dr. Kreter)

Grundsätzlich ist die zum 1. November 2006 entstehende neue kreisfreie Samtgemeinde Lüchow-Dannenberg als Rechtsnachfolgerin des Landkreises und der aufgelösten Samtgemeinden anzusehen. Diese neue Gebietskörperschaft hat das Schriftgut der aufgelösten Körperschaften zu übernehmen und entsprechend dem Nds. Archivgesetz für dessen Sicherung und öffentliche Benutzbarkeit Sorge zu tragen. Bis zu einer verbindlichen Regelung dürfen keine unkontrollierten Akten-Aussonderungen oder gar Vernichtungen vorgenommen werden.

Das Kreisarchiv Lüchow-Dannenberg, die Stadtarchive in Lüchow und Dannenberg und weitere hiesige kommunale Archive sind zu erhalten und aktiv in die Umgestaltung der kommunalen Struktur einzubinden; die archivische Überlieferung ist zu gewährleisten.

Neben den Archiven bemühen sich insbesondere die Museen um die Regionalforschung und die Heimatpflege. Die Museen bewahren wertvolle Sammlungen, die die einmalige und besondere Kultur des Hannoverschen Wendlandes repräsentieren. Sie sind wie die Archive Anlaufstellen und Kristallisationspunkte für zahlreiche Sammler und Heimatforscher; eine umfassende Regional-Literatur ist ohne diese beiden Hüter der Geschichte undenkbar.

Weiterhin engagieren sich Geschichts- und Heimatvereine, Kultur- und Fördervereine, Naturschutzvereine und -verbände, Denkmalpfleger, Schulen, Sammler, Heimatforscher und viele weitere interessierte, aber nicht organisierte Einzelpersonen für die Dokumentation des regionalen Kulturerbes.

Diese Personen, Vereine und Einrichtungen fühlen sich ­– heute wie morgen – verpflichtet, Veränderungen unserer Lebensbedingungen kritisch zu verfolgen, an Plänen für die Zukunft verantwortungsbewusst mitzuarbeiten, das Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit der Landschaft, mit der historischen Bausubstanz und mit den über lange Zeiträume gewachsenen Lebensbedingungen zu schärfen.

Der Heimatkundliche Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg, die Dachorganisation der Archive, Museen und der historischen und naturkundlichen Vereine, ruft auf, sich des besonderen Wertes schriftlicher, bildlicher und anderer Zeugnisse unserer Vergangenheit bewusst zu werden und aktiv an ihrer Bewahrung, Sicherung und Pflege sowie der beständigen Erweiterung der Sammlungen mitzuwirken. Archive, Museen und Sammlungsinhaber sind aufgerufen, ihre Bestände bekannt zu machen und einen optimalen Zugang zu den Überlieferungen zu ermöglichen.

Vom Vorstand des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg am 29. November 2005 in Dannenberg einstimmig beschlossen.

Vom Fachbeirat des Museumsverbundes Lüchow-Dannenberg am 9. Februar 2006 in Lüchow einstimmig beschlossen.

Heimatkundlicher Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg,
Vorsitzender: Wolfgang Jürries

Museumsverbund Lüchow-Dannenberg,
Vorsitzender: Martin Schultz

Museumsverbund Lüchow-Dannenberg,
Fachbeiratssprecher: Klaus Lehmann






Stellungnahme des HALD zum geplanten Nationalpark (1997):

 

Bericht in der Elbe-Jeetzel-Zeitung.