18. Frühjahrstagung, 17. Juni 2006 in Wustrow
Kali und Leinen
Wustrow als industrielles Zentrum der Region „Lüchow-Dannenberg“ zwischen 1870 und 1930
Seit April 2005 zeigt das Museum Wustrow die Ausstellung „Kali und
Leinen. Industrialisierungsansätze im Raum Wustrow 1874 bis 1928“. Zwei
Kalibergwerke und eine Leinenfabrik machten das kleine Städtchen für
kurze Zeit zum industriellen Zentrum des Wendlandes. Veränderungen im
Landschaftsbild, zeitgenössische Gebäude und Verkehrswege erinnern bis
heute an die in den Krisenjahren der Zwischenkriegszeit 1926
gescheiterten industriellen Hoffnungen. Die gleichzeitige Präsentation
zweier so unterschiedlicher Branchen wie Kalibergbau und
Leinenfabrikation bot sich wegen ihres parallelen Auftretens und
Scheiterns an – die mechanische Leineweberei Wentz erlebte ihre Blüte
von 1874 bis 1926, die Bergbaugesellschaft Teutonia und die
Gewerkschaft Wendland produzierten von 1905 bis 1926 bzw. von 1910 bis
1922. Kali und Leinen standen als typische Formen der
Industrialisierung auf dem Lande in vielfältiger Wechselbeziehung. Im
kleinstädtischen Honoratiorenmilieu pflegten Kalibeamte und
Leinenfabrikanten und deren Familien ein reiches gesellschaftliches
Leben. Hauer brachten aus ihren Herkunftsregionen in Mitteldeutschland
Ideen der Arbeiterbewegung in das abgeschiedene Wendland, die auch
Eingang in die Weberei fanden.
Die diesjährige Frühjahrstagung will Vorraussetzungen, Geschichte und
Auswirkungen von Industrieanlagen im ländlichen Raum darstellen. Prof.
Dr. Karl H. Schneider, Universität Hannover, wird in seinem Vortrag,
basierend auf Studien zu regionalen Ungleichgewichten im Bundesgebiet,
der Frage nachgehen, welche regionalen Unterschiede in Niedersachsen
bestehen, inwieweit sie sich in den letzten Jahrzehnten verändert
haben, und wie die Politik versucht hat, steuernd einzugreifen.
Der Doktorand Ulrich Reiff, Rammelsberg-Museum Goslar, verantwortlich
für das inhaltliche Konzept des Ausstellungsteils „Kali“ im Museum
Wustrow, stellt die Vorgeschichte der bergtechnischen Entwicklung
zwischen 1896 und 1912 dar, in der in Form massenhafter Abschlüsse von
Kaliverträgen und exzessiver Bohrtätigkeit das „Kalifieber“ im Wendland
grassierte. Nicht nur in der Nähe von Wustrow wurden Kalisalze erbohrt,
sondern auch an anderen Fundstellen im Kreis. Aber nur bei Schreyahn,
Wustrow und Nauden kam es mit den drei Schächten Teutonia (1905),
Ilsenburg und Wendland (beide 1910) zu industriellen Anlagen. Reiff
geht ebenfalls auf die Versuche ein, Braunkohle und Öl im Kreis zu
fördern.
Eine Führung durch die Ausstellung mit Dr. Ulrich Brohm, Museum
Hösseringen, verantwortlich für den Ausstellungsteil „Leinen“ und
Mitherausgeber der Publikation „Kali und Leinen“, rundet das
Tagungsthema ab.
In der Architektur und in der Landschaft in und um Wustrow lassen sich
bis heute „Zeitspuren“ der industriellen Blütezeit finden, die wir am
Nachmittag per Rad, zu Fuß oder mit dem Auto erkunden wollen. Wir
freuen uns auf Ihre Teilnahme und
wünschen Ihnen eine angenehme Anreise und einen interessanten Tagungsverlauf
Wolfgang Jürries, Elke Meyer-Hoos
Mitgliederversammlung des HALD
Sonnabend, 17. Juni 2006
9.00 Uhr Mitgliederversammlung des Heimatkundlichen Arbeitskreises
Tagesordnung
TOP 1) Protokoll der letzten MV vom 21. Mai 2005
TOP 2) Bericht des Vorstands
TOP 3) Kassenbericht 2005
TOP 4) Wendland-Lexikon
TOP 5) Internet-Seite des HALD im Netz
TOP 6) Projekt des NHB zur Erfassung der Kulturlandschaft im Biosphärenreservat
TOP 7) Berichte aus den Vereinen
TOP 8) Verschiedenes
Tagungsprogramm
10.40 Uhr Wolfgang Jürries und Elke Meyer-Hoos
Begrüßung der Tagungsteilnehmer
10.45 Uhr Prof. Dr. K.-H. Schneider (Universität Hannover),
Wirtschaftliches Gefälle und regionale Unterschiede in Niedersachsen
anschließend: Diskussion
11.30 Uhr Ulrich Reiff (Museum Rammelsberg Goslar),
Kali, Braunkohle und Öl - Bergbauboom im Wendland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
anschl. Diskussion
12.15 Uhr Dr. Ulrich Brohm (Museum Hösseringen), Führung durch die Ausstellung
13.00 bis 14.00 Uhr Mittagessen im Museum
14.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Geführte Wanderung auf dem Industrielehrpfad in Gruppen per Rad, zu Fuß und mit dem Auto (Fahrgemeinschaften)
ca. 16.30 Uhr
Kaffeetrinken im Museum und Schlussbesprechung
Tagungsort
Museum Wustrow, Lange Straße 9, 29462 Wustrow (Wendland)
in der Ortsmitte, Nähe Marktplatz
Parken
Bitte parken Sie auf dem Marktplatz oder auf dem Parkplatz am Ratskeller oder auf der Langen Straße
(Bitte parken Sie nicht auf dem Museumshof)
Tagungsbeitrag
10,-- € (inkl. Kaffee und Kuchen und inkl. Eintritt/Führung zur
Ausstellung „Kali und Leinen“ und auf dem Industrielehrpfad).
Kaltgetränke sowie das Mittagessen müssen individuell beglichen werden.
Anmeldung
Bitte per Brief/Karte, Fax, Telefon oder E-Mail bei:
Heimatkundlicher Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg
Königsbergerstr. 10, 29439 Lüchow
Tel.: (05841)120-593 (Kreisarchiv, auch AB), Fax (05841) 120-278, E-Mail: wolfgangjuerries@gmx.de
oder
Museumsverein Wustrow e.V.,
Lange Strasse 9, 29462 Wustrow (Wendland)
Tel.: (05843) 429 oder 244 (auch AB), Fax: (05843) 9994
E-Mail: elke.meyer-hoos@t-online.de